Straightforward II

für Klavier [1999] | Dauer: 5’00“

Noch nie war das Spektrum unterschiedlicher Musikrichtungen und –stile so breit gestreut wie heute. Als Komponist fühle ich mich von zahlreichen Tendenzen und Klangwelten angezogen und bin immer wieder bestrebt, verschiedenste Einflüsse auf eine persönliche Weise mitein¬ander zu verbinden. Gelegentlich ergab sich für mich eine Art „Pendeln“ zwischen einer eher „kopflastigen“ und einer „bauch¬lastigen“ Arbeitsweise, freilich nie das eine oder andere ganz ausklammernd.

Bei straightforward II geht es in Zusammenhang mit der Einbindung vertrauter musikalischer Elemente um einen spannenden Balanceakt: permanent der Gefahr einer latenten Abge¬schmacktheit entgegensteuernd, ist ein Gleichgewicht zwischen Harmonik und Rhythmik angestrebt. Dort, wo etwa Dreiklänge „Populäres“ zu Gehör bringen, wurde die Regelmäßigkeit des Metrums bewusst gebrochen; so wird zu traditionellen Elementen Distanz erzeugt und die notwendige Neutralisierung erzielt, sodass der Eindruck entsteht, Bekanntes ergebe sich unbeabsichtigt, zufällig, nebenbei.

Mit „direkt“, „unmittelbar“ oder einfach „drauflos“ könnte man den Titel straightforward übersetzen, als Umschreibungen eines Begriffes, der sich adäquat aus dem Englischen ins Deutsche eigentlich nicht übertragen lässt.

Martin Lichtfuss