Fantasie für Orgel

[1979] | Dauer: 10’00“

Dieses Stück entstand 1979 als meine 1. „gültige“ Komposition noch vor Beginn meiner Kompositionsstudien an der Wiener Musikhochschule. Sie steht unter dem Einfluss traditioneller Orgelliteratur und vor allem der Werke Bachs, welchen ich mich zu jener Zeit als „Hobby-Organist“ annäherte. Mein Ziel war es, das etablierte zweiteilige Formmodell „ … und Fuge“ in der mir damals geläufigen und als aktuell empfundenen klassizistischen Klangsprache des 20. Jh. zu realisieren.

In diesem Werk erscheinen bereits zwei wesentliche Gestaltungsmittel ausgeprägt, welche ich auch in fast allen meinen späteren Werken immer wieder aufgegriffen und weiterentwickelt habe und welche hier die Gegenpole eines Spannungsfelds bilden: eine lebendige Rhythmik mit häufig wechselnden Metren als Ausgangspunkt für die Gestaltung der Fantasie, und im Gegensatz dazu die melodische Chromatik des Anfangsmotivs und Fugenthemas in Verbindung mit einer frei-tonalen/frei-modalen Harmonik, später dann oft auch in einem Schwebezustand zwischen Tonalität und Atonalität. Letztere ist hier wohl noch ausgespart; das tonale Zentrum „C“ dieses Stücks erscheint allerdings über weite Strecken durch achsenharmonische bzw. polytonale Bezüge relativiert.

Die aus Anlass der vorliegenden Edition erfolgte Revision der Komposition beschränkte sich auf einige klangliche Verfeinerungen und –verdichtungen, ohne jedoch die Identität der Originalfassung zu verändern.

M.L., 2020.