Re-Cycle II

pour petit orchestre [2023] | durée: 16’00”

Die Aufgabe, musikalische Ausdrucksformen zu den Begriffen „erneuerbare Energien“ zu fin-den, führte mich zu einer Auseinandersetzung mit bestimmten Bewegungszuständen, wie sie sich bei verschiedenen Methoden ökologischer Energiegewinnung zeigen. Dabei fiel der Blick auf die aktuell drei maßgeblichen Vorrichtungen der Stromerzeugung: Windräder, Solarpanee-l¬e und Wasserkraftwerke. Sie alle beruhen auf der Nutzung bestimmter Kräfte, wie sie auch in der Musik eine dominierende Rolle spielen, ja vielleicht sogar einige der Grundvoraussetzun-gen klassischer Formbildung darstellen: zyklische Bewegung, Statik und die Kanalisierung von Druckverläufen.

So spiegelt das erste Stück die Vorstellung eines Windparks wider: mit einzelnen Spielfiguren, die sich – dem Bewegungsmuster von Rädern nachempfunden – zyklisch wiederholen, über-lagern und in immer wieder neuen Kombinationen formieren, bis sie schließlich alle in zwei kurzen Fortissimo-Passagen gleichsam ineinander stürzen. Das zweite Stück wiederum ent-wickelt sich aus statischen und zunächst geräuschhaften Klangflächen, über denen – Lichtre-flexionen gleich – punktuelle Einzelereignisse „tanzen“. Diese verdichten sich dann zu einer großen Steigerung, in deren weiterem Verlauf sich Kräfte stauen und Druck aufgebaut wird, der sich schließlich in einer Passage vehementer Rhythmik entlädt. Am Ende ist dann – durchaus zyklisch gedacht – wieder die ruhige Statik des Anfangszustands erreicht.

Neben dieser programmatischen Annäherung an das Thema ist mir aber ein weiterer Bezug zum Gedanken des „Energiehaushalts“ sehr wichtig – und das grundsätzlich bei all meinen Kompositionen: das Bekenntnis zu ästhetischer Nachhaltigkeit – durchaus als Gegenposition zum einschlägigen Erneuerungspostulat etablierter Neue-Musik-Ideologien. Mit der oft zu vernehmenden reflexartigen und klischeehaften Forderung nach beständigem Fortschritt und „Innovation“ repräsentiert ein Großteil der „avancierten“ Kunstproduktion heute für mich ein Spiegelbild unserer kurzlebigen Wegwerfgesellschaft. Dem gegenüber suche ich die persönli-che Aussage eher in der Re-Kombination bewährter Gestaltungsmittel, ohne auf die Errun-genschaften zeitgenössischer Klangwirkungen ganz zu verzichten.

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Kammerorchester InnStrumenti; Dirigent: Gerhard Sammer