Interferenzen
für Soloklarinette und 15 Spieler [1987/88] | Dauer: 32’00“
Ursprünglich als Konzert für Klarinette und Kammerensemble in Auftrag gegeben, komponierte Martin Lichtfuss eine halbstündige Musik für Soloklarinette und fünfzehn Spieler in drei Gruppen (ein Holzbläserblock, ein Blechbläserquintett und – quasi als „Continuokern“ – Schlagzeug, Klavier, Akkordeon, E-Gitarre/Bass und Synthesizer), welche vielleicht ein wenig an die Konstellation eines concerto grosso erinnert.
An den Konzerttypus erinnert das Stück am ehesten noch in formaler Hinsicht, sind doch die drei Sätze als solche deutlich abgegrenzt, wenn auch zur Einsätzigkeit verschmolzen. Von der Ensemblekonstellation her stehen der Soloklarinette fünfzehn Solisten gegenüber, die nicht mindere instrumentale Ambitionen entwickeln und die gelegentlich versuchen, der Klarinette ihren Rang streitig zu machen. Die MusikerInnen sind durchaus auch improvisatorisch zur kreativen Mitarbeit herausgefordert. Jedenfalls verhalten sich die Mitglieder des Ensembles dem Soloinstrument gegenüber deutlich emanzipiert, auch wenn es der Klarinette doch immer wieder gelingt, sich durchzusetzen.
In kompositorischer Hinsicht bot sich in diesem Werk die Gelegenheit, mit einem frei zusammengestellten Instrumentalensemble klanglich spezifische Ausdrucksmöglichkeiten zu suchen. Die Einbeziehung charakteristischer Instrumente einerseits (Akkordeon, E-Gitarre) und der gezielte Einsatz elektronischer Klänge andererseits ergaben sich aus dem Wunsch, in das Klangspektrum eines klassischen Instrumentariums Klangvorstellungen und -erfahrungen anderer zeitgenössischer Musikströmungen einzubringen. Hierbei war durch die Konfrontation von MusikerInnen aus der Jazzszene mit sogenannten E-MusikerInnen von Anfang an eine fruchtbare Basis für die Entwicklung und Austragung musikalischer Spannungen geschaffen. Mit einer Formation, die vielleicht in mancher Hinsicht an eine Big-Band erinnert, in Ausdrucksbereiche vorzudringen, die sowohl in Formen des Jazz als auch in der „Ernsten Musik“ verwurzelt sind, war eines der Hauptziele dieser Arbeit.
Peter Rabl – Klarinette; Innsbrucker Ensemble für Neue Musik
Dirigent: Martin Lichtfuss